So läuft eine muslimische Bestattung ab

Die Gräber von Muslimen auf dem Alt-Hürther Friedhof unterscheiden sich kaum von den anderen Gräbern. Bild: S. Neumann
Orhan Malkoc kam als junger Mann aus der Türkei nach Deutschland und lebt seit vielen Jahren mit seiner Familie in Frechen. Er ist Mitglied im städtischen Ausländerbeirat und im Moschee-Verein „DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Frechen“. Wie sein Vater, der als Gastarbeiter kam und blieb, wünscht er sich, einmal in Deutschland beerdigt zu werden. Das ist nicht selbstverständlich. Nach ihrem Tod werden viele türkische Muslime, die in Deutschland gelebt haben, in die Türkei überführt. Die DITIB – Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion mit Sitz in Köln biete ihren Mitgliedern extra eine Versicherung an, die die Kosten für die Überführung in die Türkei übernehme, erzählt Orhan Malkoc im Gespräch mit Frechenschau.de. Er jedoch wünsche sich wie sein Vater eine muslimische Beerdigung in Frechen.
Mondstern auf dem Grabstein
Von außen betrachtet unterscheiden sich muslimische und christliche Beerdigungen kaum voneinander. Und wie man auf dem Alt-Hürther Friedhof neben der Moschee in Hürth sehen kann, unterscheiden sich auch die Gräber und ihr Grabschmuck kaum. Das muslimische Gräberfeld dort ist nur an seiner Abgeschiedenheit auf dem Friedhof und an den Namen der Verstorbenen auf den Grabsteinen und Schildern erkennbar – in einige Grabsteine ist der Mondstern gemeißelt. Dass alle Gräber nach Mekka ausgerichtet sind, fällt nicht auf.
Die rituelle Waschung übernimmt die DITIB
Nach islamischem Glauben muss ein Verstorbener zunächst von Kopf bis Fuß gewaschen werden. Orhan Malkoc erzählt, dass die rituelle Waschung eines in Nordrhein-Westfalen verstorbenen Muslims im Zentrum der DITIB in Köln durchgeführt wird. Leichenwagen holen die Verstorbenen ab und bringen sie dafür nach Köln. Nach der Waschung werden sie wieder in ihre Gemeinden transportiert. Die Bestattungszeremonie beginnt vor der Moschee, wo der Sarg des Verstorbenen aufgestellt wird. Als Vorbeter leitet der Imam die Bestattungszeremonie. Eine möglichst große Trauergesellschaft sei zur Ehre und für die Familie des Verstorbenen besonders wichtig, betont Orhan Malkoc. Die Trauernden werden um Vergebung für den Verstorbenen gebeten. „Wer noch etwas vorzubringen hat, möge das jetzt tun oder für immer schweigen“, mahne der Imam alle Anwesenden.
Das Gesicht nach Mekka gerichtet
Die Trauergesellschaft begleitet den Sarg mit dem Verstorbenen dann zu seiner letzten Ruhestätte. Auf dem Friedhof wird der Sarg von acht männlichen Angehörigen, die sich abwechseln, auf ihren Schultern zum Grab getragen. Als Vorbeter führt der Imam den Trauerzug an, die Gemeinde antwortet im Chor. „Frauen und Mädchen bleiben etwas zurück“, erinnert Orhan Malkoc an die muslimische Sitte. Am Grab heben die engsten Angehörigen den in das Tuch gewickelten Verstorbenen aus dem Sarg heraus. Sie geben ihn in die Hände von zwei weiteren engen Angehörigen, die in das Grab hinabgestiegen sind, um den Toten dort auf die rechte Seite und mit dem Gesicht nach Mekka zu betten. Mit Brettern, die schräg in das Grab eingesetzt werden, wird die letzte Ruhestätte dann so verdeckt, dass keine Erde auf das weiße Tuch des Toten fallen kann. Die Angehörigen füllen das Grab anschließend mit der ausgehobenen Erde vollständig auf. Dort, wo der Kopf des Toten unter der Erde ruht, wird ein vorläufiges Holzschild mit Namen, Geburts- und Todestag des Verstorbenen angebracht. Erst Wochen später, wenn das eingesackte Grab anzeigt, dass die Bretter in der Erde verrotten und eingebrochen sind, wird das Grab so hergerichtet, wie es bleiben soll.
Interessant, dass in muslimischen Friedhöfen alle Gräber nach Mekka ausgerichtet sind. Ich habe mich immer gefragt, wie Friedhöfe anderer Kulturen aussehen. Interessant zu wissen, dass sich muslimische und christliche Beerdigungen kaum voneinander unterschieden. Danke für den Beitrag, sehr informativ!